Das Baby schreit, windet sich und ist kaum zu beruhigen. Die Eltern sind übermüdet, fühlen sich überfordert und machen sich Sorgen um ihr Kind. Die Nerven liegen blank.

Kommt dir das bekannt vor? Vielleicht ist ja auch dein Baby gerade in einer solchen Phase und nun suchst du Rat und Unterstützung. Ich bin seit zwölf Jahren Hebamme mit viel Erfahrung in der Wochenbettbetreuung und erlebe solche Situationen immer wieder. Glaube mir, du bist damit nicht allein.

Ein Kind, das sich nicht beruhigen lässt, löst Stress aus. Das ist ganz normal. Dich zu informieren, kann dir helfen, besser mit der Situation umzugehen. Du wirst sehen: Es gibt vieles, was du tun kannst, damit es deinem Baby besser geht. Außerdem möchte ich dir einige praktische Tipps an die Hand geben, um gut durch diese anstrengende Zeit zu kommen.

Symptome

Wenn ein Kind weint, bekommen verzweifelte Eltern oft viele gut gemeinte Ratschläge. Sehr häufig wird dann angenommen, es habe wohl Hunger oder Bauchschmerzen. Aber es ist wichtig, daran zu denken, dass Weinen viele verschiedene Gründe haben kann. Nicht immer sind Bauchschmerzen die Ursache.

Wenn schon der dritte Besuch am Tag kommt, um das neue Baby zu bewundern, weint es vielleicht, weil es so viele neue Eindrücke und fremde Stimmen verarbeiten muss. In einem solchen Fall wird es kaum helfen, wenn alle abwechselnd das Kind herumtragen und ihm etwas vorsingen. Ist das Baby hingegen satt und liegt alleine und wach in seinem Bettchen, meldet es sich vielleicht, weil ihm langweilig ist und es unterhalten werden möchte. Schwitzen, Frieren oder Müdigkeit sind weitere Gründe, warum kleine Kinder weinen.

Das Beispiel zeigt deutlich, welche unterschiedlichen Bedürfnisse Babys durch Weinen zum Ausdruck bringen können. Gerade am Anfang ist es häufig nicht leicht, diese richtig zu deuten. Das muss erst nach und nach gelernt werden. Dann wird es auch einfacher, angemessen zu reagieren und das Kind schneller zu beruhigen. Auch bei Bauchschmerzen oder Blähungen weinen Kinder viel. Häufig gibt es eine bestimmte Tageszeit, zu der die Probleme verstärkt auftreten. Achte auf diese Anzeichen, um zu erkennen, ob dein Kind von Bauchschmerzen geplagt wird:

  • Das Baby weint sehr viel und häufig um die gleiche Zeit, meist in den Abendstunden.
  • Der Bauch ist dabei hart und aufgebläht.
  • Das Baby zieht die Beine an und streckt sie dann ruckartig aus.
  • Es hat sichtbar Schmerzen, einen roten Kopf und vielleicht Schweißperlen auf der Stirn.
  • Manche Kinder werden nicht rot, sondern eher blass im Gesicht.
  • Das Baby spannt den Bauch an, aber es kommt kein Stuhlgang und keine Luft
  • Winde gehen ab und bringen sichtlich Erleichterung, aber bald darauf beginnt das Baby wieder zu schreien.

Woher kommen die Blähungen?

Etwa 25–50 % aller Babys unter sechs Monaten leiden unter Blähungen und Bauchschmerzen. Das beginnt typischerweise in der 2. bis 6. Lebenswoche und endet meist um den 4. Lebensmonat herum. Daher kommt auch die Bezeichnung Dreimonatskoliken. Übrigens sind gestillte und nicht gestillte Kinder, Jungen und Mädchen statistisch gleichermaßen oft betroffen. Meistens kann man nicht genau feststellen, wodurch die Blähungen ausgelöst werden. Die häufigsten Ursachen sind:

Unreifer Verdauungstrakt

Bei Neugeborenen sind Magen und Darm noch unreif. Sie nehmen ihre Arbeit erst nach der Geburt auf, denn während der Schwangerschaft erfolgte die Versorgung ja über die Nabelschnur. In den ersten Lebenswochen finden daher wichtige Anpassungsvorgänge statt, Enzyme werden gebildet und die für die Verdauung nötigen Bakterien siedeln sich im Darm an. Im Verdauungssystem des Babys geschieht also eine große Umstellung und dabei bilden sich Gase. Häufiges Pupsen ist deshalb bei Babys ganz normal. Wenn die Luft nicht entweichen kann, sammelt sie sich im Bauch und bereitet Schmerzen. Dann spricht man von Blähungen.

Verschlucken von Luft beim Trinken

Manche Kinder sind beim Trinken sehr hastig und verschlucken sich häufig. Dabei schlucken sie auch viel Luft. Auch bei einer ungünstigen Stillposition oder einem ungeeigneten Sauger auf dem Fläschchen besteht die Gefahr, dass Kinder beim Trinken viel Luft schlucken, die sich dann im Bauch sammelt und Probleme macht.

Verschlucken von Luft beim Schreien

Tatsächlich sind Ursache und Wirkung bei Blähungen nicht immer ganz klar zu trennen. Manchmal schreien Babys, weil sie Blähungen haben, aber manchmal kommen die Blähungen auch erst durch das Schreien zustande. Denn auch bei anhaltendem Schreien wird viel Luft verschluckt. Sehr leicht kann so ein Teufelskreis entstehen: Schmerzen – Weinen – Stress bei Eltern und Kind – mehr Weinen – mehr Schmerzen – usw.

Wichtig:

Oft werden Lebensmittel auf dem Speiseplan der Mutter wie Zwiebeln, Kohl oder Hülsenfrüchte für die Blähungen verantwortlich gemacht. Dieses Gerücht hält sich leider sehr hartnäckig. In Wahrheit ist dies aber sehr selten der Fall! Du musst also keinesfalls Diät halten und plötzlich auf alles Mögliche verzichten, wenn dein Baby Blähungen hat. Im Gegenteil: Eine gute, reichhaltige Ernährung in der Stillzeit ist wichtig. In der Regel sind alle Lebensmittel, die in der Schwangerschaft gut vertragen wurden, auch in der Stillzeit unproblematisch.

Solltest du tatsächlich den begründeten Verdacht haben, dass dein Kind etwas nicht verträgt, dann kannst du das sehr leicht überprüfen. Verzichte einfach für eine Woche auf das besagte Lebensmittel und beobachte dein Baby. Ist es auffallend ruhiger, könnte tatsächlich eine Unverträglichkeit vorliegen. Wenn nicht, war das Lebensmittel nicht der Grund und du kannst es sofort wieder essen. Wenn du unsicher bist, besprich diese Dinge mit deiner Hebamme.

Vorbeugende Maßnahmen – Trinkverhalten und Bäuerchen

Denke daran, woher die Blähungen kommen: Häufig schlucken die Kinder Luft beim Trinken. Deshalb solltest du von Anfang an versuchen, dem vorzubeugen. Ein Bäuerchen kann dabei helfen, dass überschüssige Luft und Milch entweichen können. Nimm dein Baby dafür auf die Schulter und klopfe sanft auf den unteren Rücken. Mache das ruhig häufiger – auf jeden Fall nach jeder Mahlzeit, aber auch in den Pausen oder wenn du beim Stillen die Brust wechselst. Ein schlafendes Kind sollte allerdings nicht zum Bäuerchen geweckt, sondern lieber hingelegt werden. Drehe dann seinen Kopf etwas zur Seite, so dass es überschüssige Milch ausspucken kann.

Außerdem gibt es noch ein paar Dinge, die du bei den Mahlzeiten beachten solltest:

Für gestillte Kinder

Achte immer auf eine gute Stillposition. Das Baby und du solltet Bauch an Bauch liegen oder sitzen und das Kind sollte die ganze Brustwarze und einen großen Teil des Vorhofs in den Mund nehmen. Bei Kindern, die beim Trinken sehr unruhig sind, kann das richtige Anlegen schon zu einer Herausforderung werden. Aber es ist immer besser, nochmal neu anzulegen, als eine ungünstige Stillposition beizubehalten. Wenn das alles noch nicht so gut klappt, lasse dich von deiner Hebamme oder einer Stillberatung unterstützen.

 

Auch der Abstand der Stillmahlzeiten kann eine Rolle spielen. Wenn ein Baby gut getrunken hat, sollte es für mindestens zwei Stunden satt sein. Manche Kinder werden aber schon bald nach der Stillmahlzeit wieder unruhig und werden dann oft gleich wieder gestillt. Die meisten Kinder beruhigen sich beim Saugen, aber das heißt nicht unbedingt, dass sie wirklich Hunger hatten. Die Mischung von halbverdauter und frischer Milch macht dem Magen oft Schwierigkeiten und kann zu Bauchschmerzen führen. Versuche deshalb, wenigstens zwei Stunden Pause zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, wenn dein Kind zu Blähungen neigt.

Für Kinder, die Ersatznahrung bekommen

Füttere eine Nahrung, die dem Alter deines Kindes angemessen ist. In den ersten Lebensmonaten ist das Pre-Milch. Diese ist der natürlichen Muttermilch in ihrer Zusammensetzung am ähnlichsten. Manchmal kann es sich auch lohnen, die Marke zu wechseln, da nicht jede Nahrung von allen Kindern gleich gut vertragen wird.

Beim Zubereiten der Nahrung ist es sehr wichtig, dass du dich genau an die Anweisungen hältst. Danach lässt du das Fläschchen am besten einen Moment stehen. Beim Rühren oder Schütteln bilden sich nämlich oft kleine Luftblasen, die dann mitgetrunken werden. Es reicht, ein paar Minuten zu warten, damit die Luftblasen platzen können. Halte dein Baby beim Füttern aufrecht, das hilft bei der Verdauung.

Achte unbedingt auch auf die richtige Saugergröße, denn ein zu großes Saugerloch kann ebenfalls dazu führen, dass das Baby beim Trinken viel Luft verschluckt. Lasse dich im Zweifelsfall beraten.

Tipps und Hausmittel

Bauchlage und Fliegergriff

 Ein sanfter Druck auf den Bauch des Babys kann helfen, dass die Luft entweicht. Lege dein Kind deshalb ruhig ab und zu in Bauchlage, wenn du anwesend bist. Beim sogenannten „Fliegergriff“ liegt das Kind bäuchlings auf dem Unterarm eines Erwachsenen, das Beinchen wird mit der Hand umfasst. Diese Position ist für viele Kinder sehr angenehm und Nähe und Hautkontakt sind tröstlich. Leichtes Wiegen oder Wippen auf dem Pezziball können ebenfalls zur Beruhigung beitragen.

Verdauungsfördernder Tee

Wenn du stillst, kannst du täglich zwei bis drei Tassen verdauungsfördernden Tee trinken, zum Beispiel Fencheltee oder eine klassische Mischung aus Fenchel, Kümmel und Anis. Das kann sich auch auf den Babybauch beruhigend auswirken. In vielen Stilltees sind diese Kräuter bereits enthalten. Kindern, die älter als sechs Monate sind und schon Beikost erhalten, kann man auch direkt ein wenig dünnen Fencheltee zur Mahlzeit geben.

Kümmelzäpfchen

Kümmelzäpfchen sind homöopathische Medikamente, die krampflösend wirken und beim Stuhlgang helfen. Du erhältst sie in der Apotheke. Manche Hebammen haben die Zäpfchen auch standardmäßig beim Wochenbettbesuch in der Tasche. Einigen Kindern helfen sie gut. Achte beim Kauf unbedingt darauf, dass du Zäpfchen für Kinder nimmst, nicht für Erwachsene.

Beingymnastik und Massagen

Beim Wickeln oder nach dem Baden kannst du durch Bewegung der Beine die Verdauung deines Kindes fördern und Blähungen vorbeugen. Nimm die Beine des Babys in die Hand und strecke und beuge sie abwechselnd oder bewege sie kreisförmig im Uhrzeigersinn.

Für eine Bauchmassage benutzt du am besten ein Öl. Es gibt dafür auch spezielle Massage-Öle mit Kümmel in der Apotheke. Kreise mit sanftem Druck im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel des Babys. Wenn es deinem Kind gefällt, kannst du das ruhig ein- bis zweimal am Tag machen. Auch eine tägliche Babymassage ist sehr wohltuend und entspannend.

Bewegung und Massagen sind gut, um die Verdauung zu unterstützen, aber nur wenn dein Baby keine akuten Schmerzen hat. Ist der Bauch hart und aufgebläht, sind Massagen eher unangenehm. Dann helfen Wärme, Körperkontakt und viel, viel Trösten.

Wärme

Sanfte Wärme auf Babys Bauch kann beim Entspannen helfen und die Schmerzen auf natürliche Weise lindern. Dafür möchte ich dir hier zwei Produkte aus dem GRÜNSPECHT-Sortiment vorstellen: Das Traubenkern-Kissen kann wie ein klassisches Kirschkernsäckchen in der Mikrowelle oder im Backofen erwärmt werden. Es ist gefüllt mit feinen, leichten Traubenkernen, die sich weich anschmiegen und hat mit 12 cm die ideale Größe für kleine Babybäuche. Wie bei allen Wärmeanwendungen für Babys ist es wichtig, dass du das Kissen nicht zu heiß machst. Teste die Temperatur am besten eine Minute lang an der eigenen Wange und lege das Kissen dem Baby nicht direkt auf die nackte Haut, sondern immer mit einer Lage Stoff dazwischen, z. B. einem Hemdchen oder Body.

Besonders hervorheben möchte ich auch die Wärme-Kuscheltiere. Außen Stofftier und innen gefüllt mit weichen, anschmiegsamen Rapssamen, sind sie Wärmekissen und tröstender Freund in einem. Die schön gestalteten und flauschig weichen Bären, Hasen und Schafe laden zum Anfassen und Lieb haben ein. Wenn dann das Bäuchlein drückt, kommen sie aufgewärmt mit auf Mamas Arm. Die Wärme-Kuscheltiere gibt es in drei verschiedenen Größen. Für Babys ist die kleinste Größe am besten geeignet.

Trösten, trösten, trösten

Wenn die Bauchschmerzen akut sind, ist es wichtig, für Ruhe und Entspannung zu sorgen. Das ist leichter gesagt als getan. Wer kann schon ruhig bleiben, wenn das eigene Kind untröstlich weint? Die meisten Eltern neigen dazu, alles zu tun, damit das Weinen aufhört. Allerdings führt das oft zu einer großen Unruhe und der Stress der Eltern überträgt sich auf das Kind. Mehr Schreien und Bauchschmerzen sind dann vorprogrammiert.

Deshalb schirme dein Baby von zu viel Trubel ab und versuche, selbst so ruhig wie möglich zu bleiben. Weniger ist mehr: Statt häufig zwischen verschiedenen Beruhigungsstrategien zu wechseln, finde eine oder zwei, die für dich und dein Kind funktionieren, und bleibe dabei. Oft dauert es einfach eine Weile, bis sich ein Kind wieder beruhigt und außer Trösten kann man gar nicht viel tun. Leiste deinem Baby Gesellschaft und lasse es wissen, dass du da bist. Am besten helfen meist Körperkontakt und viel Tragen, zum Beispiel wie oben erwähnt im Fliegergriff oder auch in einem Tragetuch.

Suche dir Unterstützung

Genauso wichtig ist aber, dass auch du mit der Situation nicht alleine bist. Tausche dich mit anderen Eltern aus, rede mit deiner Hebamme und bitte Freunde oder Verwandte um Hilfe. Ein bisschen Unterstützung im Haushalt kann viel Entlastung bringen. Vielleicht kann ab und zu jemand für die Familie einkaufen, kochen oder auch mal eine Stunde auf dein Baby aufpassen, während du dich um dich selbst kümmerst oder etwas Schlaf nachholst. Das sind kleine Dinge mit großer Wirkung. Du bist dann weniger gestresst, kannst die schönen Momente mehr genießen und die anstrengenden besser aushalten. Meistens helfen Freunde und Familie gerne aus, aber du kannst auch vorübergehend eine Haushaltshilfe einstellen.

Vor allem denke immer daran: Es ist eine Phase, die vorüber geht. Meist enden die Bauchschmerzen genauso plötzlich wie sie begonnen haben.

Bis dahin wünsche ich dir starke Nerven und viel Erfolg. Du schaffst das!

Eva-Maria Kneis, Hebamme